Yoga ist ein innere Zustand, in dem der Geist zur Ruhe kommt. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen. Alle anderen Zustände sind Konstellationen aus unseren Gedanken, (falschen) Wahrnehmungen und den Trübungen des Alltags.
Fünf kleshas
Die kleshas sind Hindernisse in unserem Leben, die den Geist verdunkeln. Sie sind tief in uns verankert und verfälschen unsere Wahrnehmung, was zu Unzufriedenheit, Leid oder Gefühlen von Enge führt.
- Avidya – Falsches Wissen bzw. Verstehen von der (Um)Welt
- Asmita – Falsches Verstehen von uns selbst
- Raga – Verlangen, Begierde
- Dvesha – Hass, Ablehnung
- Abhinivesha – Unsicherheit, Angst
Symptome bzw. Indikatoren dafür, dass wir in den kleshas „feststecken“ sind zum Beispiel: Krankheit, Faulheit, Zweifel, Gleichgültigkeit, Verlangen, Festhalten, Täuschung, die Unfähigkeit zur Konzentration oder die Ruhelosigkeit des Geistes.
Der Seher
Der Seher ist die höchste geistige Wesenheit in uns, eine unabhängige, reine Instanz, die ohne Trübungen wahrnimmt und beobachtet.
Verdeutlichung der Verbindung von Seher, Geist und falscher Wahrnehmung:
Diese folgende, ebenfalls schlichte Grafik demonstriert den (logischen) Kreislauf bzgl. des getrübten Geistes/ des Falschverstehens:
Fünf Arten der Geisteszustände
Die verschiedenen Zustände, in denen sich unser Geist befinden kann:
- aufgewühlt
- abgestumpft
- abgelenkt
- konzentriert
- versunken
Fünf Arten der Gedankenwelle:
- die richtige Wahrnehmung/ richtiges Verstehen & Wissen
- die falsche Wahrnehmung / Irrtum
- Einbildung / Vorstellung
- Traumloser Schlaf
- Erinnerung
Drei gunas
Das sind die drei Grundmerkmale, welche Wesensart, Haltung und Potentiale einer Person ausmachen.
- tamas: Trägheit, Dunkelheit
- raja: Feuer, Leidenschaft, Aktivität
- sattva: Klarheit, Leichtigkeit, Licht
Jeder Mensch vereint alle drei Merkmale in unterschiedlicher Ausprägung. Wenn eins zu stark ist, die gunas nicht im Einklang sind, kommt es wiederrum zu Unausgeglichenheiten und Leiden. Man ist unausgeglichen, aus der Balance gebracht – vielleicht absolut träge, müde und lustlos oder vielleicht wie unter Strom, unruhig und hippelig.
Kriya Yoga
Kriya Yoga ist das Yoga der Tat bzw. Yoga des Handelns. Es ist Teil des Raja Yogas und damit auch im Yoga-Sutra von Patanjali zu finden. Es umfasst drei Eigenschaften des Handelns:
- Tapas (Reinigungs-Übungen/ Askese)
- Svadhyaya (Selbststudium, Reflexion, Aufmerksamkeit)
- Ishavara Pranidhana (Gottvertrauen, Loslassen)
Anders formuliert: eine Praxis mit Strenge und gleichzeitig Achtsamkeit, ohne Ehrgeiz an ein Ziel bzw. dem Festhalten an ein Ergebnis nennt man Kriya Yoga.
Bandha
Bandha bedeutet soviel wie Verschluss oder Schloss. Die beiden bedeutendsten bandhas sind Muhla Bandha
der Wurzelverschluss: Beckenboden wird aktiviert, genau genommen, die tiefste Schicht der drei Beckenbodenschichten.
und Uddyiana Bandha
was man mit Bauchverschluss übersetzen könnte. Hier wird die Bauchdecke nach innen gezogen. Also die klassische Ansage „Bauchnabel zur Wirbelsäule“.
Einfach gesagt, wird dank der Bandhas die Wirbelsäule gelängt und stabilisiert und der untere Rücken geschützt. Energetisch sorgen die Bandhas dafür, dass die Energie nicht nach unten verloren geht und im Körper nach oben hin aufsteigt.
Agni
Das Feuer, Der Feuergott
Auf den Menschen bezogen ist Agni das Verdauungsfeuer also die Verdauungskraft. Das Feuer, das Unreinheiten (apana) verbrennt. Agni meint auch die Lebenskraft, die Flamme des Lebens.
Die Bandhas stehen in diesem Zusammenhang auch für ein “Mittel”, welches die
Verbrennungs- bzw. Reinigungsprozesse erleichtert. Mit ihnen kann man den Ort der Unreinheiten kontrollieren. Die Flamme wird gesteuert, indem man sie dank prana zum apana hinlenkt.